Auf Einladung der Belorussian Philharmonic Society gastierte das JugendJazzOrchester NRW vom 15. – 23. April 2001 in Weißrussland.
Die bereits seit 1996 bestehenden Kontakte zwischen der Musikhochschule bzw. der Philharmonie Minsk und der Geschäftsführung des JJO NRW konnten intensiviert und ausgebaut werden. So wurde im Juli 2000 eine Einladung von weißrussischer Seite ausgesprochen, eine Tournee im Oktober des gleichen Jahres in verschiedenen weißrussischen Städten durchzuführen. Aufgrund von Parlamentswahlen (s. Pressespiegel) wurde die Konzertreise, die bereits komplett vorbereitet war, kurzfristig abgesagt. Nach intensiven Konsultationen mit den weißrussischen Kulturbehörden sowie der Deutschen Botschaft in Minsk konnte die Tournee in das Frühjahr 2001 verlegt werden.
Aus Anlaß des 15. Jahrestages der Katastrophe von Tschernobyl wurde in enger Zusammen-arbeit mit der Philharmonie Minsk ein gemeinsames Projekt mit dem dortigen Philharmonischen Orchester und seinem Dirigenten, Prof. Arkadij Berin, geplant und umgesetzt. Die drei künstlerischen Leiter des JJO NRW, Wolfgang Breuer, Wolf Escher und Michael Villmow komponierten eigens für diese Tournee Werke für Sinfonieorchester und Big Band, die die atomare Katastrophe von 1986 zum Thema haben. In zwei emotional bewegenden Konzerten, die das weißrussische Fernsehen aufzeichnete, wurden diese Werke in Anwesenheit des Deutschen Botschafters in der nahezu ausverkauften Philharmonie Minsk vorgestellt. Beide Orchester spielten auch eigene Programme; zum Abschluß applaudierte das Publikum stehend.
Zuvor gastierte das JJO NRW in den Städten Witebsk im Nordosten, Mogiljow im Osten und Gomel - unweit des Unglücksreaktors - im Südosten des Landes. Die Konzerte wurden in Kooperation mit der Philharmonie Minsk durch die örtlichen Kulturbehörden organisiert und waren durchweg gut besucht; das Theater in Witebsk war ausverkauft. Auch hier wurde das Konzert vom Fernsehen aufgezeichnet. Alle Aufführungen wurden mit großer Begeisterung aufgenommen; stets gab es ’standing ovations’. Einige Besucher reisten dem Orchester nach, um weitere Konzerte zu erleben.
Die Deutsche Lufthansa, die bereits das Jubiläum ’25 Jahre JJO NRW’ unterstützte, stellte für die Tournee verbilligte Tickets zur Verfügung. Abfertigung und Flugreise verliefen ohne Probleme. Erfahrungen vergangener Tourneen trugen dazu bei, dass auch der Transport im Gastgeberland - wenn gleich unter erschwerten Bedingungen – zufriedenstellend abgewickelt werden konnte. Unterkunft und Essen entsprachen landesüblichem Standard.
Die Tournee hat auf die Orchestermitglieder einen tiefen Eindruck hinterlassen. Euphorie während und nach den Konzerten wechselte mit großer Nachdenklichkeit, die sich z.B. beim Anblick verlassener Dörfer einstellte. Das was über Medien längst bekannt war, konnte nun selbst erfahren werden: verlassene Häuser aufgrund erhöhter Radioaktivität. Die Gewöhnung an einfache Lebensumstände und die Konfrontation mit Armut und Perspektivlosigkeit in der Bevölkerung stellten insbesondere für die jüngeren Tourneeteilnehmer eine wichtige Erfahrungen dar.